Besuch in Eichenfeld (Teil 1)

Wir fahren durch die schöne alte Stadt Nürnberg und wollen einen Verein besuchen,

der Gründungsmitglied der neuen Tipprunde ist und seit dem Jahr der Gründung wie kaum ein anderer Höhen erlebt und Tiefen durchlitten hat. Die Rede ist vom „Alemannia Germania Eichenfeld FC von 1908 e.V.“.

Auf dem Weg zum Vereinsgelände sehen wir überall Fahnen und Wimpel der AGE. Kleine Kinder tragen stolz die Trikots von Leo Schläfer, Andrej Szywalczyk oder Tony Leflochmoan. Was einem sofort auffällt ist das beinahe vollkommene Fehlen von Farben anderer Tipprundenmannschaften. Ein Umstand auf den wir noch zu sprechen kommen werden.

Das Vereinsheim befindet sich unweit des riesig anmutenden Stadions auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände. Dieser Umstand ist der Vorliebe der politischen Führung Deutschlands in den 30ern und 40ern des vergangenen Jahrhunderts geschuldet. In dieser Zeit erlebte der Verein seine sportliche Blütezeit mit 6 Meisterschaften und 3 Pokalsiegen in den Jahren 1933 bis 1942. Vor dieser Zeit errang der Vorgängerverein, die „Kaiserlich Treue Vereinigung für Leibesertüchtigung“ einen deutschen Meistertitel 1911 und einen weiteren im Jahre 1927 unter dem Namen AGE 08 FC. Nach dem Krieg konnte noch eine Meisterschaft bejubelt werden (1951), danach wurde es sportlich still und man versank im tristen Mittelfeld oder tiefer. Man stieg zeitweise bis in die dritte Liga ab (1985-1990).

In Vergessenheit geriet die AGE jedoch nie, dafür sorgte schon alleine das Jahr 1978, als man als Zweitligist den Pokal holte.
In der neuen Tipprunde war der einzige herausragende Erfolg der Gewinn des Pokalwettbewerbes 2011, der von allen, die man Fragt mindestens als Sensation angesehen wird.

Diesen ganz speziellen Verein wollen wir also etwas genauer beleuchten. Der erste Eindruck den man gewinnt, wenn man das Vereinsgelände betritt ist ungläubiges staunen ob der massiven und beeindruckenden Bauweise der Gebäude. Naturstein, Granit und Marmor soweit das Auge reicht. Monumental ist wohl an dieser Stelle das passende Wort. Alles hier zeugt von einer großen, erfolgreichen Vergangenheit.

Hat man sich von dem ersten Schock erholt und schaut etwas genauer hin fällt einem jedoch sofort auf, dass diese Vergangenheit schon eine sehr lange Zeit her sein muss. Marmor und Granit sind ganz zerfressen vom sauren Regen, die Metallstatuen von Helden vergangener Tage oxidieren vor sich hin und die Wege sind übersäht von Löchern und Rissen.

Das beste Beispiel für den Verfall ist jedoch das Vereinseigene Stadion, die Hauptkampfbahn zu Eichenfeld. In den 30ern wurde es als Meisterwerk der Baukunst betitelt und fasste die Unglaubliche Zahl von 138.000 Zuschauern. Im Krieg wurde es von britischen Bombern teilweise zerstört und nach dem Krieg nur leidlich wieder aufgebaut. Mittlerweile beträgt das offizielle Fassungsvermögen gerade noch 61.000 Mann. Der Rest ist einfach zu marode und zu baufällig als das dort Zuschauer ruhigen Gewissens ein Spiel beobachten können.

Wir stellen unser Fahrzeug auf dem Parkplatz vor dem Vereinsheim ab und treten in die heiligen Hallen von Eichenfeld.
Ein riesiger Granitbau, der 1938 fertig gestellt wurde und einzig dem Zweck diente, Gegner einzuschüchtern. Seit dem jedoch wurde nie mehr richtig renoviert, höchstens mal repariert.

Als wir durch die Drehtüre treten stehen wir in einer unfassbar großen Halle, in der an alle Erfolge der vergangenen 106 Jahre gedacht wird. Jedoch zeigt auch hier ein zweiter Blick, dass „der Lack ab“ ist. Wasser läuft die Wände herab, es riecht muffig und der Teppich hätte spätestens in den 1970ern ersetzt werden müssen so durchgelaufen und übersäht mit Brandlöchern ist er. Eine Empfangsdame kommt auf uns zu und versucht uns möglichst schnell von diesem Bild des Jammers wegzuziehen.
Auf die Frage wie sie hier nur arbeiten könne meinte Sie: „Ach wissen Sie, es ist nicht leicht, die Technik ist alt und manche Kollegen werden krank. Schimmel und so, wissen Sie? Aber wir arbeiten hier für die Alemannia! Da nimmt man so einiges in Kauf! Der Verein ist alles was der Süden Deutschlands von der Tipprunde hat!“ Ihre Augen werden feucht und wir sind beeindruckt von der Hingabe der Angestellten.

Sie führt uns in das Büro des Vorsitzenden, Zunte Owerzakk.
Auch hier hat der Bodenbelag seine besten Tage weit vor der Wiedervereinigung gehabt. Herr Owerzakk sitzt hinter einem massiven Schreibtisch aus Mahagoniholz und steht auf. Entschuldigend murmelt er, dass „die Renovierung in den nächsten Wochen beginnen solle.“ Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht was er damit sagen wollte.

Auf den ersten Blick entdecken wir 3 volle Aschenbecher, einen 15″-Röhrenmonitor, eine Schreibmaschine und 3 Telefone mit Wählscheibe und mehrere Ledersessel, edel aber durchgesessen. Bitte nicht falsch verstehen, überall ist es sauber auf dem Gelände…nur total abgerockt.

Interview:

Zunte Owerzakk: Meine Herren, schön das sie da sind. Nehmen Sie doch Platz. Wollen Sie eine Zigarette? Kaffee? Tee? Oder Lieber einen Whiskey oder ein Bier?

Ficker: Danke, Zigaretten und Kaffee bitte. Kommt der Trainer (A. Langel) auch noch?
ZO: Nein, leider nicht, er befindet sich mit der Mannschaft auf einem Trimm-Dich-Pfad in den Wäldern um Eichenfeld.

F: Trimm-Dich-Pfad? Ist das nicht etwas antiquiert?
ZO: Wir hier in Eichenfeld halten nichts von den so genannten modernen Trainingsmethoden. Genau so wenig können hier so genannte Konzepttrainer mit ihrem modernen Fußball landen. Unser Trainer ist genau der richtige Mann am richtigen Ort. Ich möchte auch noch auf die Tabelle hinweisen. Wir kämpfen um Platz 6…oder sogar noch mehr. So schlecht können unsere Methoden nicht sein.

F: Genau so wie die Trainingsmethoden wirkt auch die Ausstattung des Vereins wie aus einer anderen Zeit. Was können Sie uns dazu sagen?
ZO: Mhh, Sie haben schon irgendwie recht. Aber, das es in den Duschen zum Beispiel kein heißes Wasser gibt, hat auch Vorteile: es härtet die Spieler ab! Und wer auf unseren Asche-Trainingsplätzen das Kurzpassspiel beherrscht, der hat auch auf den manikürten Plätzen im Rheinland keine Probleme.

F: Aber ihre gesamte Infrastruktur bröckelt doch langsam auseinander.
ZO: ALT IST NICHT SCHLECHT! Unsere Flutlichtanlage ist immer noch die gleiche wie 1950, als sie installiert wurde und sie funktioniert noch immer. Aber ich gebe ihnen Recht. Es muss etwas getan werden. In wenigen Minuten wird Stadtrat Krampflhuber zu uns stoßen und mir hoffentlich eine gute Nachricht bezüglich eines Renovierungsplanes zu berichten haben.

F: Wir sind gespannt. Kommen wir wieder zu sportlich Themen: Der einzige Grund warum AGE noch nie in der zweiten Liga spielen musste, sind die Lizenzprobleme der anderen, oder Einfach nur pures Glück. Andererseits gibt es Jahre in denen Sie ganz oben mitspielen, wie erklären Sie sich das?
ZO: Gar nicht. Ist einfach so. Ich bin hier, um den Verein zu führen und nicht um zu erklären warum etwas schief läuft. Sollte Ihre Frage gewesen sein, wo ich die Allemania sehe ist meine Antwort: Ganz klar unter den ersten 5 Mannschaften in Deutschland.

F: Schaut man sich Ihre Mannschaft mal genauer an, sind alle Ihre Spieler von weißer Hautfarbe und kommen fast alle aus Mittel- und Nordeuropa. Ist die AGE rassistisch?
ZO: Passen Sie auf, was Sie da sagen! Es ist einfach nur so, das wir in Eichenfeld keinerlei Individualisten gebrauchen können. Auch zu viel Kreativität stört unser Spielprinzip. Wir kommen über Kampf, Disziplin und mannschaftliche Geschlossenheit. Die meisten Trikots im Fanshop werden ohne Beflockung verkauft! Die Mannschaft ist der Star! Und zu Ihren Rassismus-Vorwürfen: Sie vergessen wohl die beiden Türken Alpay Öcalan und Öcalan Alpay, die bei uns gespielt haben.

F: Aber das waren doch die miesesten Treter!
ZO: Eben! Mir ist die Herkunft egal, auf die persönliche Mentalität kommt es an! Vor dem Libero brauche ich eben Verteidiger und keine Abwehrspieler!

Genau zu diesem Zeitpunkt betritt Stadtrat Krampflhuber das Büro. Er geht zu Owerzakk und flüstert im etwas ins Ohr. Die Miene des alten Mannes erstrahlt und er genehmigt sich erst einmal einen Cognac, noch unfähig zu sprechen.

[Lesen Sie die unglaubliche Entwicklung des Interviews in der nächsten Ausgabe]

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Geschrieben von Ficker Online

Der Ficker online ist ein Sportmagazin, welches in unregelmäßigen Abständen über die Geschehnisse in der Tipprunde berichtet. Die erste Ausgabe erschien im Januar 2002 und beinhaltete u.a. ein Exklusivinterview mit Tipprunden-Präsident Dominik Rohm. Im stetigen Kampf um den Zuschlag durch diverse Büdchen steht der Ficker in direkter Konkurrenz zum Sexpress.

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